ZWINGER Galerie
 
Mansteinstrasse 5
10783 Berlin
+49-30-28 59 89 07
office@zwinger-galerie.de
CURRENT
EXHIBITIONS
ARTISTS
LOCATION
 
IMPRINT
 
 
 
Gunter Reski
 
Opening: Friday, 2023, 8th September from 6 to 9 pm
 
Exhibition: 9th September to 4th November
Opening hours: Tuesday to Saturday, 12 am to 6 pm
 
Gunter Reski

Einige Bilder oder besser Bestandteile davon schrammen knapp an aktuellem Tagesgeschehen vorbei. Das ergibt sich aus verfestigter Hilflosigkeit, die von steter Überforderung gefüttert wird. Die muss eigentlich nicht sein, liegt aber überall herum, um dir und mir wie automatisiert in den Nacken zu springen. Es ist die Frage, wer oder was dabei Schaden nimmt und Kratzer davonträgt. Die Themen sicher nicht. Die Inhalte wissen oft nicht einmal, dass sie Thema sind. Es muss nur ein Wort wie Wetter im Bild auftauchen, eine Hand, die auf der Straße festgeklebt wurde, oder das Pressebild einer der ersten künstlich erzeugten Stammzellen. Das sind Bildmomente, die sich von selbst wegscrollen, aber hier mit analoger Machart eingefangen werden.
 
Einige Bilder erinnern an Seiten eines Bilderalbums. Panini- oder Fotoalben definieren sich über eine Vielzahl von Bildern oder den Ausschluss des einen gewichtigen Einzelbildes. Jetzt nur das Foto dieses halbsympathischen Onkels exklusiv auf eine einzelne Seite kleben? Besser nicht. Auftauchen neben anderen Verwandtschaften kann er schon. Hier sind die vier, fünf Bildlichkeiten in den Tableau-Bilder von unterschiedlichen Macharten geprägt.
Vielleicht schlafen die Bilder nebeneinander. Manche vegetieren auch eher, vielleicht unbehaglich wegen des einen Anrainers. Es ist eine beeinflusste Koexistenz, die unwillkürlich Assoziationen und Vergleichsmomente in Gang bringt, auf der Suche nach Verbindungen oder tiefer gelegten Gemeinsamkeiten, die es jedoch nicht gibt.
 
Repertoiremalerei, die ihre diversen Malweisen, Stile und Stofflichkeiten im Parallelslalom zum Schaulaufen schickt. Informelle Schwärme von suggestiv schwebenden Pinselstrichen. Fahrige Realomalerei mit Figuren und Protagonist*innen, als Gegenüber befinden diese sich in Situationen, die sich aber außerhalb des Bildes abspielen. Lasierend oder speckiges Pinselspurgeschlängel, etwa wie Nervenbahnen oder verwirrtes Pflanzengestängel. Öfters auch Pinsel oder Malende bei der Arbeit am und im Bild selbst. Vereinzelt akademische Körperstudien. Airbrush-Fotogramme mit 20er-Jahre Scanner-Anmutung …
 
Mikroexpressionen fordern Micro-Skills. Die Spurensicherung kann es gar nicht abwarten. Ein Interesse an etwas wie Stilkontrasten, die sich neben- und gegeneinander in einem Bild guttun oder gekonnt ärgern, spielt eine Rolle. Bestimmte Handbewegungen an bestimmten Arbeitsplätzen. Das Ob zu Gast beim Wie in möglichst unterschiedlicher Kostümierung. Früher erschien ein bestimmter Malduktus als historische Notwendigkeit. Ganze Lebensläufe ließen sich gern davon diktieren. Ein vermeintliches, geleastes Ich als ein anderes Früher, das neu zu spät kommt. In welchen Stil lässt sich überzeugend noch schlüpfen oder welcher Stil treibt mich in vor sich her.

Durch eine verkästelte Platzierung der unterschiedlichen Bildanteile, alles wie ordentlich eingeparkt, es könnten auch noch Zäune wachsen, hält sich das mögliche Durcheinander in Grenzen. Ermöglicht die egalitäre Platzierung Bedeutungs-Washing? Von visueller Kakophonie ist man weit entfernt. Manche können vier Netflix-Serien gleichzeitig anschauen. Ansonsten ist der Split Screen ein alter Hut, dem die Köpfe ausgehen.
 
Ja, die gute alte Postmoderne. Alt bestimmt, aber war das gut und für was nochmal? Wer sich an zu viel Beliebigkeit, Indifferenz, jede Menge bestimmungsloser Gleichzeitigkeiten immer noch nicht erfreuen kann, weiß, das könnte hier angefangen gaben. Jedenfalls für ein mittelfristiges Kurzzeitgedächtnis. Ohne Postmoderne hätte ich nicht gemalt. Verjährte Dankbarkeit nochmal aufgekocht. Ist Postmoderne ohne Ironie nochmal anders möglich, auch wenn man dachte, das genau wäre eigentlich eines ihrer Lebenselixiere? Und wenn Distanz als künstlerische Eintrittskarte für einen ideologiebefreiten künstlerischen Zugriff funktioniert hat, wie hat sich das Tool „Distanz“ durch die gravierend veränderten Gesellschafts-Parameter der letzten Jahrzehnte verändert? Die ursprüngliche Postmoderne war durch freudig wahlloses Anything goes bis hin zum Eklektizismus auch ein erster produktiver Umgang mit dem heraufziehenden Bilder- und Inforauschen. Kunst als Trainingscamp für Überforderungskompetenzen, von früher fröhlicher Bildredundanz jetzt dann zu auszehrendem Bildstress.

Ausstellungsansicht Zwinger Galerie
Blick in die Ausstellung
Ausstellungsansicht Zwinger Galerie
Blick in die Ausstellung
Ausstellungsansicht Zwinger Galerie
Blick in die Ausstellung
Ausstellungsansicht Zwinger Galerie
Blick in die Ausstellung
Ausstellungsansicht Zwinger Galerie
Blick in die Ausstellung
Ausstellungsansicht Zwinger Galerie
Blick in die Ausstellung
Ausstellungsansicht Zwinger Galerie
Blick in die Ausstellung

Gunter Reski
O.T., 2023, Acryl auf Baumwolle, 160 x 140 cm
Ausstellungsansicht Zwinger Galerie
Wenn mein Wissen Wetter wäre, 2023, Öl auf Leinwand, 215 x 150 cm
Ausstellungsansicht Zwinger Galerie
O.T., 2023, Acryl auf Baumwolle, 170 x 140 cm
Gunter Reski
Streckbetrieb, 2023, Acryl auf Baumwolle, 170 x 150 cm
Ausstellungsansicht Zwinger Galerie
Touch ID, 2022, Öl auf Nessel, 170 x 140 cm
Gunter Reski
Verlustabzug, 2023, Öl auf Papier, kaschiert, 150 x 210
Gunter Reski
O.T., 2023, Mixed Media auf Baumwolle, 90 x 90 cm
Ausstellungsansicht Zwinger Galerie
Das Ob zu Gast beim Wie, 2023, Acryl auf Baumwolle, 105 x 90 cm
Gunter Reski
O.T., 2023, Öl auf Leinwand, 165 x 130 cm   
Gunter Reski
O.T., 2023, Acryl auf Baumwolle, 110 x 130 cm
Gunter Reski
O.T., 2023, Mixed Media auf Papier, 100 x 70 cm
Gunter Reski
O.T., 2023, Mixed Media auf Papier, 100 x 70 cm

    back up