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ZWINGER Galerie |
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Margarete Hahner
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Romance of Digestion
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Opening: Friday, 2024, 15th November from 6 to 9 pm |
Exhibition: 16th November to 25th January 2025 |
Opening hours: Tuesday to Saturday, 12 am to 6 pm
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Romance of Digestion
Durch diese Tür möchte man eigentlich nicht gehen. Vielleicht kurz rütteln, damit sie sich einen Spalt öffnet. Oder klopfen? Schließlich trägt das Bild den herrlichen Titel »Knock, knock«, der zwischen Kinderbuch und Horrormovie changiert und dem Drang, den Schritt ins Unbekannte zu wagen während man sich gleichzeitig am Türrahmen festkrallt.
»Manchmal ist das Malen wie eine Tür, gegen die man haut und die nicht aufgeht«, sagt Margarete Hahner. Weil man es tief im Inneren vielleicht nicht will. Oft aber öffnet sie sich dann doch. Und dann tastet die Malerin sich Stufe um Stufe voran. In Tiefen, in denen die Ermahnungen einer streng katholischen Kindheit, die sie in Bamberg verbracht hat, noch immer simmern. Da lugt dann ein Arm bittend unter einem Damenrock hervor oder haut ein seltsames Wesen seine Zähne in einen Octopus, der eigentlich ein Netsuke ist. Eine kleine Figur, wie sie in Japan zum Beschweren von Kimonogürteln genutzt werden und zum Schutz.
Oder sie lässt eine Palme durch einen Augapfel schießen frei nach Matthäus 7.3.: »Weshalb siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, bemerkst aber den Balken in deinem eigenen Auge nicht?« Da trifft das Gefühl von Verdammnis, das den Katholizismus durchzieht, auf die Unbeschwertheit Kaliforniens, wo Margarete Hahner nach Stationen in Finnland, Portugal und einer längeren Zeit in Berlin seit fast 20 Jahren lebt.
Und unter der Sonne von Los Angeles trifft die eher kurze Historie des Landes auf die europäische Kunstgeschichte. Auf Sakralkunst, Informel und auf Marcel Duchamp. »Étant donnés« heißt sein letztes Werk, das eine ebensolche Tür ist aber mit zwei Gucklöchern und einem Frauenakt dahinter.
Doch so konkret braucht Margarete Hahner gar nicht zu werden. Denn es geht immer um die Verwandlung. »Romance of Digestion« hat sie deshalb ihre aktuelle Ausstellung genannt. Wie Nahrung durch Verdauung zu Energie wird, sind es bei ihr die visuellen Metamorphosen, die ihre ganz eigenen Kräfte freisetzen.
»Bevor sich etwas entwickelt ist es wie ein Gespenst, wie Rauch«, sagt die Malerin. Und um das zu erkunden, taucht sie ab oder kratzt an Oberflächen. Lässt in Bildern, die während der Pandemie entstanden, durch Gaze-Abdrücke auf die Welt schauen. Dann wieder schwebt eine Vase in einem unbestimmten Raum, in den aus drei Himmelsrichtungen Seifen gereicht werden. Nichts ist gesetzt, alles bleibt im Ungefähren. Ganz wie bei dem Kamel, dessen Rücken gleichzeitig auch ein Gesicht ist. »Visuelle Versprecher« nennt Margarete Hahner diese Momente, in denen man plötzlich etwas sieht, was man vorher nicht gesehen hat.
Manchmal auch weisen ihr die Umstände den Weg. Die trocknen Farbreste auf der Malpalette, die wie ein Haustier oder wie eine Pflanze gepflegt wird. Abgekratzt und mit einem langen Pinsel, der nicht nur Abstand schafft, sondern auch in die Zukunft zeigt, ist so die »Familienaufstellung« entstanden. Das Bild ist pastos und krustig, darauf Geschirr, das ganz wie die Restfarben leuchtet, Nieren, Eizellen und seltsame Wesen die schweben. Und Schritte suchen ihren Weg. Malerei, die aufräumt. Oder wie Hausarbeit ist. Schließlich ist die Groteske nie weit. Und so kniet eine Frau auf dem Boden und ihr Besen könnte auch ein Pinsel sein.»Ein Fleck, der in der Malerei zu Kunst wird, ist im Haus einfach Dreck.«
Sabine Danek
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